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Von Alltagsproblemen und dem Sinn des Seins

...irgendwie sinds jedes Jahr wieder die Kastanien, die etwas mit mir machen. Und auch wenn ich das Haus mit einem noch so festen Vorsatz verlasse, diesmal garantiert 'ohne' heimzukommen; weiss ich genau in dem Moment, da mich die erste noch weiche Schale (vielleicht noch sogar von der Sonne bestrahlt!) anlächelt, dass ich auch diesmal wieder in meinem Vorhaben scheitern werde. Und bücke mich. 

Die Freude des Berührens, des Erfühlens dieser Oberfläche, dieser Ganzheit, dieser Perfektion - ja, diese Freude nehme ich mir gerne mit heim. Und ja, diese Freude ist es auch, die mir den Herbst langsam in Erinnerung holt; die mir leise zuflüstert 'hey - geniess es noch...' - und ich nehme über die tröstenden Kastanien dankbar Abschied vom Sommer und freue mich über eben stattfindenden Herbst.

...beginne ich wieder weiter zu denken als über das JETZT hinaus, werde ich traurig, weil ich weiss, dass bald der Winter wieder da sein wird. Bleibe ich im Jetzt, darf ich lächeln und mich freuen. ...blicke ich zurück auf den Sommer, werde ich wehmütig, weil wieder mal viel zu kurz, bleibe ich im Jetzt, seh ich die Kastanie vor mir liegen und sehe sie dankbar an.


Was genau hat aber nun die Kastanie mit den Alltagsproblemen zu tun?  Hm. Im Leben ists doch auch wie mit den Jahreszeiten. Oft blicken wir nach vor, sind bereits in der Zukunft, oft hängen wir hinterher, sind wir noch im 'damals'. Gelingt es uns, jeweils (mehr und mehr und mehr) im Jetzt des Moments zu leben, wird sich wahrscheinlich auch der Alltag zu wandeln beginnen. Dann darf ein Sonntag Abend ein Sonntag Abend bleiben, und nicht bereits dann schon zu einem verfrühten Montag mutieren. Dann darf eine Diskussion eine Diskussion bleiben, und nicht zu einem roten Faden eines Daseins-Strangs werden. Dann darf ein voller Geschirrspüler auch mal ein voller Geschirrspüler bleiben, ohne uns von ihm darauf aufmerksam gemacht zu fühlen, dass es dann wieder was zu tun gäbe (ausräumen!); und wir sehen ihn - sofern wir in genau diesem Moment bewusst im JETZT sind - als das, was er ist; ein wertneutral gesehen voller Geschirrspüler; - und nicht der nächste auf uns wartende Task, von denen wir uns oft so gerne von einem zum anderen einen Tag lang durchreichen lassen. 

Lassen wir vielleicht das nächste Mal den vollen Geschirrspüler vollen Geschirrspüler sein; und lächeln ihm dankbar zu, dass er uns daran erinnert, dass wir auch momenteweise im JETZT einfach SEIN dürfen.

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