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freitag, der 13.

Aktualisiert: 18. März 2020

Freitag, den 13. mochte ich schon immer gerne.

Heute ist ein Tag, der wohl ganz besonders in meiner Erinnerung bleiben wird; und nicht wegen dem Virus per se; mehr wegen dem Zustand, der damit einhergeht.


Wir werden gezwungen, dass es im Außen ruhig wird; werden darf. Und erstmalig in meinem Leben findet das Tempo dort draussen in genau meiner Geschwindigkeit statt: leiser, achtsamer, und mehr daheim bei sich. Welch eigentlich wundervoller Zustand!


Auch wenn damit viele Fragen einhergehen; viele Veränderungen, viel Chaos, viel Unsicherheit - für mich ist es gerade ein Geschenk, das Leben von dieser ganz trivialen Seite wieder mal zu leben - mit Fokus auf das erstmals Wesentliche: Nahrungsmittel, Klopapier (auch wenn ich es nicht verstehe!), Gesundheit, - und: Zeit.

Ja.

Zeit.



Wie damit umgegangen wird, ist das eine; aber dass es grad stattfindet, das andere. Und mein Herz lächelt ein wenig, ob dieser unfreiwillig getroffenen Entscheidung des Zurückziehens.


Jeder, der mich kennt, weiss, dass ich seit Jahren medienfaste; keine Nachrichten, kein Social Media, kein Fernsehen. Und zugleich war ich nicht nur beinahe, sondern tatsächlich täglich seit Ende Jänner am Verfolgen der aktuellen Lage in der Welt. Seit diese Information - 'dieser Virus' zu mir kam, hat das etwas in mir bewegt, ausgelöst. Es hat einen Teil in mir wachgerüttelt, der plötzlich ganz aufmerksam wurde, ganz wachsam, beobachtend, lauschend, abwartend, und mich demütig werden liess; auch wenn mein Kopf noch immer keine Ahnung hat, was das zu bedeuten hat.


Meine Tendenz, einen übervollen Kalender Woche für Woche noch mehr zu bereichern, verändert sich plötzlich in einen freien Space der Leere und der Stille, der mir dazu auch noch erlaubt, mich dabei nicht vom Außen ablenken oder unterhalten zu lassen; er schenkt mir gerade das, wonach ich mich so lange so sehr sehnte: ein klein wenig in Ruhe durchatmen zu können, ohne dass mir die Welt in ihrer Geschwindigkeit davonläuft.


Dieser Ausnahmezstand es ermöglicht mir es auch, persönliche Erfahrungen noch mehr zu relativieren; à la ‘worum geht’s denn grad’?  Und so ist es plötzlich einfach ein emotional ungeladenes ‘Ja - nicht optimal um 7:30 Uhr morgens auf der Autobahn einen Platten zu haben; aber okay - ich werds richten’, das mich durch die Situation einfach so durchgehen lässt; anstatt den Raum zu haben oder zu finden, ins Drama zu gehen; denn ganz ehrlich - was genau ist eigentlich schon ein Drama?

So hab ich grad das Gefühl, dass viel persönliches Drama plötzlich relativiert wird durch ein kollektiv größeres Drama, dem Drama da draußen! Dem Drama der Menschen; vielleicht sogar dem Drama der Menschheit, das sich dieser Tage so zeigt.



Wir können ins Drama gehen, oder ins uns selbst.

Das eine ist nützlich, das andere dienlich.


Und letztlich möchte ich einfach nur gerade gerne die Einladung aussprechen, dank der Qualität dieser Zeit wieder in sich zu tauchen; mit Familie, mit sich selbst, mit dem, was man so hat und ist; und ohne dem, wie das Außen uns definiert hat zu sein; denn Solidarität bedeutet auch, dass das Individum wieder als das gebraucht wird, was es eigentlich ist: ein einzelner Mensch in menschlichen Beziehungen; und nicht eine fremdgesteuerte Marionette im internationalen Konsumtreiben; fast hätte mans vergessen, übersehen, oder sich fast nicht mehr rückbesinnen können, weil die Geschwindigkeit zu schnell wurde; wie beim Zugfahren - ist er mal in Fahrt und auf 'Betriebsgeschwindigkeit', erkennen wir grad noch Häuserumrisse, -farben, -facetten; gehen wir zu Fuß, erkennen wir wieder viel mehr und sehen plötzlich wieder die Menschen in den Gärten, am Fenster, auf der Strasse - und holen uns das wieder ins Leben zurück, was uns eigentlich ausmacht: Menschlichkeit.



In diesem Sinne, lasst uns auf die Schutzwürdigen achten, lasst uns die eigene Verantwortung für Gesundheit im größeren Kontext in die Hand nehmen, und lassen wir uns ein auf jene Stimmung seit gefühlt langem wieder, die mich ein wenig an meine Kindheit zu tiefen, dunklen Winterzeiten erinnert: Einfach mal wieder sein.



Ich höre die Erde wieder atmen.

Wie schön.


love, monika

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