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Freier Wille.

Aktualisiert: 3. Sept. 2021


Ich hatte unlängst eine intensive Diskussion. ...um den freien Willen ging es. Und ob es diesen denn überhaupt geben könnte. Der Gegenstandpunkt war, dass es diesen doch nicht wirklich geben könnte, sondern dass dieser Wille doch immer irgendwie eingefärbt wäre; manipuliert, gesteuert, kontrolliert. - Und es dann doch kein freier Wille mehr sei.

Ich glaube da an was anderes.

Sri Aurobindo (1872-1950; indischer Yogi und Philosoph) meinte einmal in einem seiner Briefe zu diesem Thema:


"Diese Frage des freien Willens oder der Vorherbestimmung ist die schwierigste aller metaphysischen Fragen und konnte noch von niemandem beantwortet werden – aus dem guten Grund, weil sowohl das Schicksal als auch der Wille existieren und irgendwo sogar ein freier Wille existiert – die Schwierigkeit ist nur, wie man an ihn herankommt, um ihn wirksam zu machen."


Ja, die Schwierigkeit ist 'nur', wie man an ihn herankommt, um ihn wirksam zu machen. Und ja, so glaube ich, dass das Zauberwort in Bezug auf freien Willen und wahre Freiheit und das Wirksam-machen davon (wieder einmal mehr) Bewusstheit ist. Bewusstheit, die an sich keiner der gängigen menschlichen (und überwiegend unbewussten) Absichten ist: manipulativer / konstruktiver / destruktiver / abgeklärter / berechnender / öffnender / bereichernder / usw. ... Art.

Sondern Bewusstheit in und aus Freiheit / zentrierter Ruhe & Klarheit heraus.

Und zwar jener Freiheit / Ruhe / Klarheit, die sich keiner Evaluierungskonzepte mehr bedient, keiner Dogmen, keiner kulturellen Meinungslandkarten, ja nicht mal mehr noch individueller Wünsche.

Aber was ist sie denn nun dann, diese Freiheit? Oder auch das, was uns unsere Freiheit (scheinbar?) verwehrt; wenn wir uns dieser Frage über die Theorie der Dualität einer Definition annähern? Dann ist es wohl all jenes, das wir nicht mehr wollen, sein wollen, haben wollen, tun wollen, etc. Wir haben dann gelernt weil erfahren, wozu wir künftig NEIN sagen, und somit ein JA für Kehrseiten der Medaillen in uns geschaffen.

Wenn wir aber die Betrachtungsebene der Definition selbst über die Dualität hinaus erweitern (wie es sich zB der Tantrismus so schön erlaubt), dann bleibt letztlich die Frage: Was ist denn der freie Wille für mich? Über JAs und NEINs hinaus? Ist er Äußerliches? Innerliches? Ideelles? Materielles? Von allem ein wenig gerade? Oder von allem nichts mehr? Vielleicht auch gar nichts mehr, dass es zu wollen, tun, haben, sein gilt?

Wie definierst du Freiheit für dich? Wann weisst du, dass deine Freiheisgrenze erreicht / überschritten wurde, wie erkennst du, dass du aus deinem freiem Willen heraus handelst, denkst, sprichst, agierst? Und - wo bist du denn gerade dabei, Freiheits-Gartenzäune zu verlegen? In welche Richtung denn und aus welchem Gefühl heraus? Mit welchem Support, welchem Gelingen und welchem Resultat? Und wie bewusst bist du dir dessen überhaupt, wo deine Freiheit beginnt, und wo sie endet?

Meine Freiheit ist deine Freiheit.


Wenn du für dich hierauf Antworten findest, wird es deinen Zugang zu Freiheit offenlegen. Im Sinne von: Ist die Freiheit definiert im Außen, sind es noch Konstrukte in uns, die uns im Außen spiegeln; oder ist vielleicht die Freiheit 'bloß' ein Gegenhalten gegen bestehende Meinungen und Zustände? Und - ist ein Gegenhalten denn überhaupt aus einem freien Willen heraus?

...und auch das fällt für mich unter Freiheit und freien Willen: Immer wieder die Entscheidung zu treffen - hinzusehen oder nicht, und neu zu evaulieren, was denn heute überhaupt noch gültig ist von gestern. An Freiheit oder Unfreiheit. An freiem Willen, der sich ausdrücken darf, oder jenem, der beschäftigt ist: mit Gedankenkarusellen, emotionalen Rummelmärkten, oder kulturellen Bühnendramen.


Wer mag, kann sich gerne folgende Worte Krishnas aus der Bhagavad Gita auf der mentalen Zunge zergehen lassen:

Uddharet Atmana Atmanam Natmanam Avasadayet Atmaiva Hyatmano Bandhuratmaiva Ripuratmanah. Ch. VI-5.

"Lasst den Menschen sich selbst durch sich selbst erheben, lasst ihn sich selbst nicht erniedrigen; denn er allein ist sein eigener Freund, er allein ist sein eigener Feind."

Bandhuratmatmanastasya Yenatmaivaatmana Jitah Anatmanastu Satrutve Vartetatmaiva Satruvat. Ch. VI-6.

"Er, der sich selbst durch sich selbst besiegt hat, dessen eigenes Selbst ist sein eigener Freund, aber er, der sich nicht selbst besiegt hat, dessen eigenes Selbst nimmt den Platz eines Feindes ein, wie ein (äußerer) Gegner."

Ja, Freiheit wird letztlich immer irgendeine Art von Preis haben.




…und manchmal, wenn ich dann so in die Welt schaue, die Augen in Bewusstheit öffne, und schaue, dann kann ich es kaum fassen, was da überhaupt grad so alles passiert, so Unfassbares! So unfassbar viel! So laut! So überall und so - so unfassbar überall!

So denke ich dann manchmal, muss sich Seelenleid anfühlen - eine Art Tristesse über die Menschheit hier auf dieser Erde, dass sie einfach nicht checken; wie letztlich kurz das jeweilige Dasein denn überhaupt ist; und - worum es denn letztlich eigentlich im Leben geht. …und fast so, als würden sich Zeiten & Jahrhunderte parallel überlagern; Vergangenheit (etwas, dass es doch gar nicht mehr geben kann!), Gegenwart (es ist so.), Zukunft (da muss es doch endlich eine Rettung / ein Aufwachen geben!!) - Kriege & Flucht, Zerstörung & Verlust, Spaltung & Trennung - bis ins Kleinste hinein, in unsere umgebende Gesellschaft, ins Privatleben, in Familien, in uns selbst und - überall…

Und dann, dann erhebe ich meinen Blick, nach oben, in den Himmel, und sehe den Mond, wie er gewachsen ist, reif, ein weiteres Mal ins Volle zu gehen (zB heute Nachmittag), um dann wieder loszulassen, im ureigensten Rhythmus. Einfach immer wieder. In beständiger Regelmässigkeit. Unbeeindruckt von auch nur irgendwas - zieht der Mond / die Möndin ihre Kreise. Weiter und weiter und wieder. Und wenn ich das dann wieder sehen kann, weiß dann irgendwie ein Teil in mir wieder, dass irgendwas trotzdem noch immer gut ist. Irgendwie. Irgendwo.

Und dann, dann schließe ich meine Augen. Blicke in mich. Und lausche.

Dem, was in mir selbst gehört werden mag.

Dem, was mich noch tiefer als alles andere da draußen berührt.

...oder wiedermal: Worum gehts im Leben nochmal?

 


love,

mona

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